Single Sign-On (SSO) gilt in vielen Unternehmen längst als Standard, wenn es um moderne IT-Sicherheit, Komfort für Mitarbeiter und die zentrale Verwaltung von Zugängen geht. Gerade in Zeiten von Cloud-Diensten, SaaS-Anwendungen und hybriden Arbeitsmodellen verspricht SSO enorme Vorteile: Mitarbeiter melden sich einmal an und erhalten Zugriff auf alle benötigten Anwendungen, ohne sich zig verschiedene Passwörter merken oder wiederholt eingeben zu müssen. Aus Sicht der IT-Abteilung lassen sich Rechte zentral verwalten, Compliance-Regeln leichter durchsetzen und Sicherheitslücken reduzieren. Doch dieser Komfort hat seinen Preis – und genau hier beginnt die sogenannte „SSO-Preisfalle“.
Viele Softwareanbieter koppeln die SSO-Funktionalität nicht an die normalen Standard-Lizenzen, sondern verstecken sie in Premium-Paketen oder als teures Add-on. Das führt dazu, dass Unternehmen oft gezwungen sind, für jede einzelne SaaS-Lösung deutlich teurere Lizenzen zu kaufen, nur um Single Sign-On nutzen zu können. Besonders kostspielig wird es, wenn ein Unternehmen hunderte oder gar tausende Nutzer hat. Während die Basis-Lizenzen häufig preislich attraktiv erscheinen, vervielfachen sich die Kosten durch die notwendigen SSO-Upgrades schnell – und zwar unabhängig davon, ob man die zusätzlichen Premium-Funktionen wirklich benötigt oder nicht.
Die Preisfalle entsteht also aus zwei Mechanismen: Zum einen wird die Funktion „SSO“ künstlich als Premium-Feature positioniert, obwohl sie eigentlich ein Sicherheits- und Produktivitätsstandard sein sollte. Zum anderen entsteht durch die Skalierung pro Nutzer ein enormer Kostenfaktor, der oft erst im laufenden Betrieb sichtbar wird. Unternehmen, die in der Planungsphase diese Kosten nicht genau durchkalkulieren, erleben dann eine böse Überraschung bei den Abrechnungen.
Um hier einen kühlen Kopf zu bewahren, ist es wichtig, die Hintergründe zu verstehen. Anbieter nutzen SSO als Umsatztreiber, weil es für viele Unternehmen unverzichtbar geworden ist. Das Geschäftsmodell basiert darauf, dass Kunden bereit sind, den Aufpreis zu zahlen, da die Alternativen – etwa auf SSO zu verzichten – langfristig teurer und unsicherer wären. Genau an diesem Punkt müssen Unternehmen ansetzen und sich fragen: Wie können wir die Vorteile von SSO nutzen, ohne in die Kostenfalle zu tappen?
Eine fundierte Strategie zur Lizenzgestaltung und -verhandlung ist hier der Schlüssel. Zudem lohnt sich ein Blick auf Alternativen, die nicht zwingend das teure Paket des Anbieters erfordern. Viele Unternehmen wissen gar nicht, dass sie Spielraum haben – sei es durch Verhandlungen, den Einsatz von Drittanbieter-Lösungen oder durch eine konsequente Priorisierung, welche Anwendungen wirklich SSO benötigen.
Nachdem klar ist, warum die SSO-Preisfalle überhaupt entsteht, stellt sich die entscheidende Frage: Welche Maßnahmen können Unternehmen ergreifen, um die Kontrolle über ihre Ausgaben zu behalten, ohne auf die Vorteile von Single Sign-On verzichten zu müssen? Es gibt mehrere Strategien, die sich in der Praxis bewährt haben und mit denen sich teure Zusatzkosten deutlich reduzieren lassen.
1. Bedarf genau analysieren
Nicht jede Anwendung im Unternehmen benötigt zwingend Single Sign-On. Zwar wäre es komfortabel, alles über eine zentrale Anmeldung abzudecken, aber der Preisunterschied macht es oft sinnvoll, Prioritäten zu setzen. Kritische Business-Tools wie ERP-, CRM- oder HR-Systeme sollten unbedingt angebunden sein, während weniger sicherheitsrelevante Tools eventuell mit einer klassischen Anmeldung auskommen. Eine ehrliche Analyse der tatsächlichen Notwendigkeit kann hier erhebliche Kosten einsparen.
2. Anbieter verhandeln
Viele Unternehmen akzeptieren die Preismodelle der Softwareanbieter als gegeben. Doch gerade bei größeren Nutzerzahlen lohnt sich die Verhandlung. Es ist keine Seltenheit, dass Anbieter Rabatte gewähren, wenn sie merken, dass ein Kunde sonst Alternativen prüft. Argumentationsstark ist hier, dass SSO eigentlich ein Sicherheitsstandard ist, den das Unternehmen nicht als „Luxusfunktion“ bezahlen möchte.
3. Nutzung von Identity-Providern prüfen
Anstatt die SSO-Funktionalität über jeden einzelnen SaaS-Anbieter teuer einzukaufen, können Unternehmen auf zentrale Identity-Provider wie Azure AD, Okta oder Auth0 setzen. Diese Plattformen bündeln den Zugang und ermöglichen es, SSO für viele Anwendungen gleichzeitig zu realisieren – oft zu planbareren Kosten. Zwar fallen hier ebenfalls Gebühren an, doch im Vergleich zum Kauf von Premium-Lizenzen für jede einzelne Anwendung kann das Gesamtmodell günstiger sein.
4. Lizenz-Management optimieren
In vielen Unternehmen liegen SSO-Kosten nicht nur in den Preisen der Lizenzen, sondern auch in ungenutzten Accounts. Mitarbeiter, die das Unternehmen verlassen, behalten oft noch Zugänge, oder Tools werden von Abteilungen nicht mehr genutzt. Ein konsequentes Lizenz-Management sorgt dafür, dass nur aktive Nutzer mit SSO ausgestattet sind. So sinken die Gesamtkosten deutlich.
5. Alternative Tools in Betracht ziehen
Manchmal lohnt es sich, die SaaS-Landschaft kritisch zu hinterfragen. Wenn ein Anbieter SSO nur zu exorbitanten Preisen anbietet, kann ein Wechsel zu einem Konkurrenten, der SSO in der Standardlizenz inkludiert, langfristig günstiger sein. Der Wettbewerb im SaaS-Markt ist groß, und viele Anbieter setzen inzwischen bewusst darauf, SSO als Standard anzubieten, um Kunden zu gewinnen.
6. Interne Kommunikation stärken
Ein oft unterschätzter Faktor ist die interne Aufklärung. Wenn das Management und die Fachabteilungen verstehen, wie stark SSO-Kosten das IT-Budget belasten können, steigt die Bereitschaft, alternative Modelle mitzutragen. Ein transparenter Überblick über die Mehrkosten schafft Verständnis und ermöglicht es, gemeinsame Entscheidungen zu treffen.
Diese Strategien lassen sich auch kombinieren. Besonders wirkungsvoll ist es, eine unternehmensweite Richtlinie für SSO einzuführen: Welche Tools müssen angebunden sein, wie gehen wir mit neuen SaaS-Anwendungen um und wer ist für die Lizenzverhandlung zuständig? So entsteht ein systematischer Umgang mit dem Thema, der die Kosten langfristig kontrollierbar macht.
Ein Blick in die Zukunft zeigt, dass sich der Markt für Single Sign-On wandeln dürfte. Immer mehr Unternehmen fordern, dass SSO nicht länger als Premium-Funktion verkauft wird, sondern als grundlegender Sicherheitsstandard in allen Softwarelösungen enthalten ist. Schließlich geht es nicht nur um Komfort, sondern auch um den Schutz sensibler Unternehmensdaten. Cyberangriffe nehmen zu, Passwort-Management wird komplexer, und ohne zentrale Authentifizierung entstehen zusätzliche Risiken.
Gleichzeitig bleibt die Realität, dass viele Anbieter diese Funktion weiterhin nutzen werden, um ihre Margen zu steigern. Die Frage lautet also nicht, ob SSO teuer bleibt, sondern wie lange sich der Markt diese Preispolitik noch leisten kann. Unternehmen, die frühzeitig auf transparente Lizenzmodelle, starke Verhandlungsstrategien und gegebenenfalls alternative Tools setzen, werden hier im Vorteil sein.
Langfristig könnten auch gesetzliche Vorgaben oder Branchenstandards dazu führen, dass SSO verpflichtend als Grundfunktion gilt. Bis dahin ist es an den Unternehmen, kluge Entscheidungen zu treffen und sich nicht von den Preisstrukturen überrumpeln zu lassen.
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