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EU-Verordnung zur Künstlichen Intelligenz: Worauf sich KMUs jetzt einstellen müssen

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Die EU schafft mit dem AI Act erstmals einen einheitlichen Rechtsrahmen für Künstliche Intelligenz (KI) in Europa. Diese bahnbrechende Regulierung stellt nicht nur Großunternehmen vor neue Herausforderungen – auch kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind unmittelbar betroffen. Was bedeutet die Verordnung konkret für KMUs? Welche Pflichten kommen auf sie zu, und wie können sie sich vorbereiten, ohne ihre Innovationskraft zu verlieren? Dieser Beitrag liefert fundierte Antworten.

Die EU-KI-Verordnung im Überblick: Zielsetzung, Struktur und Geltungsbereich

Mit dem AI Act (offiziell: „Verordnung zur Festlegung harmonisierter Vorschriften für künstliche Intelligenz“) verfolgt die Europäische Union das Ziel, den Einsatz von KI sicher, transparent, nachvollziehbar und menschenzentriert zu gestalten. Die Verordnung wurde im März 2024 vom EU-Parlament verabschiedet und tritt voraussichtlich ab 2026 vollständig in Kraft – mit gestaffelten Übergangsfristen.

Risikobasierter Ansatz als Kernelement

Im Zentrum steht ein risikobasierter Ansatz, der KI-Systeme in vier Kategorien einteilt:

  • Verbotene KI: Systeme, die mit europäischen Werten nicht vereinbar sind (z. B. Social Scoring durch Behörden).
  • Hochriskante KI: Systeme, die z. B. im Personalwesen, Gesundheitsbereich oder bei kritischer Infrastruktur zum Einsatz kommen.
  • Begrenztes Risiko: Chatbots oder Empfehlungssysteme, bei denen Transparenzpflichten greifen.
  • Minimales Risiko: KI-Systeme wie Spamfilter oder Textvorschläge, für die kaum Vorgaben gelten.

Wer ist betroffen?

Die Verordnung betrifft alle Anbieter, Nutzer und Importeure von KI-Systemen, sofern diese auf dem EU-Markt angeboten oder innerhalb der EU genutzt werden – unabhängig vom Unternehmensstandort. Auch KMUs und Start-ups sind damit eindeutig im Geltungsbereich der Regelung enthalten, sobald sie KI entwickeln oder einsetzen.

Was bedeutet der AI Act konkret für KMUs in der Praxis?

Auch wenn die Intention der Verordnung ist, Innovation nicht zu bremsen, bedeutet sie für viele KMUs erhebliche regulatorische Veränderungen. Abhängig davon, welche Art von KI genutzt oder entwickelt wird, ergeben sich unterschiedliche Anforderungen.

Verpflichtungen bei hochriskanten KI-Systemen

Wer als KMU ein KI-System einsetzt oder vertreibt, das als hochriskant eingestuft wird (z. B. bei automatisierten Bewerbungsverfahren oder Finanzrisikobewertungen), muss umfassende Anforderungen erfüllen:

  • Risikomanagementsystem einführen
  • Datensätze dokumentieren und auf Qualität prüfen
  • Technische Dokumentation und Protokollierung sicherstellen
  • Transparenz- und Informationspflichten erfüllen
  • System zur menschlichen Aufsicht einrichten
  • Cybersicherheit gewährleisten

Für viele KMUs sind diese Anforderungen mit erheblichem organisatorischem und finanziellen Aufwand verbunden – insbesondere, wenn sie bisher keine Compliance-Strukturen aufgebaut haben.

Transparenzpflichten für begrenzt riskante KI

Auch wenn das verwendete KI-System nicht in die Kategorie „hochriskant“ fällt, bestehen dennoch Pflichten. Dazu zählt z. B. die Kennzeichnung von KI-generierten Inhalten oder die Information, dass ein Nutzer mit einem Chatbot kommuniziert. Diese Transparenzvorgaben sind insbesondere für KMUs im Marketing, Kundenservice oder E-Commerce relevant.

Auswirkungen für KMUs, die KI-Systeme entwickeln

Für technologiegetriebene Unternehmen und Start-ups, die selbst KI-Lösungen entwickeln, gelten umfangreichere Anforderungen: Sie müssen bereits vor dem Inverkehrbringen alle regulatorischen Auflagen erfüllen. Zudem ist eine Konformitätsbewertung nötig – in manchen Fällen mit externer Stelle. Wer sich frühzeitig mit den Normen auseinandersetzt, kann einen Wettbewerbsvorteil erzielen.

Herausforderungen und Lösungswege für KMUs: Wie gelingt die Umsetzung?

Für KMUs bedeutet die neue Gesetzgebung nicht nur zusätzliche Verantwortung, sondern auch die Notwendigkeit, strategische Entscheidungen zu treffen. Doch mit einem klaren Blick auf die Anforderungen lassen sich praktikable Lösungen entwickeln.

1. Frühzeitige Bestandsaufnahme und Klassifizierung

KMUs sollten zunächst prüfen:

  • Welche KI-Systeme werden derzeit eingesetzt oder entwickelt?
  • In welche Risikokategorie fällt das System?
  • Welche Daten werden verwendet, und wie erfolgt die Dokumentation?

Diese erste Analyse ist entscheidend, um den Umfang der Anforderungen korrekt zu bewerten.

2. Aufbau von KI-Compliance-Kompetenz

Da viele KMUs über keine eigene Rechts- oder IT-Compliance-Abteilung verfügen, sind externe Dienstleister, Consultants oder KI-Auditoren eine sinnvolle Investition. Auch Fortbildungen der Mitarbeitenden – z. B. zu Datenschutz, erklärbarer KI und rechtlichen Grundlagen – sollten in Erwägung gezogen werden.

3. Integration in bestehende Prozesse

Die Anforderungen aus der KI-Verordnung sollten nicht isoliert, sondern in bestehende Qualitätsmanagement-, IT- und Datenschutzprozesse integriert werden. Dadurch lassen sich Synergien nutzen und Doppelarbeit vermeiden.

4. Nutzung technischer Standards und Tools

In Zusammenarbeit mit der Industrie erarbeitet die EU derzeit technische Standards (z. B. ISO/IEC-Normen) zur Umsetzung der Verordnung. KMUs sollten auf Tools und Frameworks setzen, die bereits an diesen Standards ausgerichtet sind. Auch der Einsatz von automatisierten Dokumentationstools kann die Umsetzung erheblich erleichtern.

Chancen für KMUs: Regulatorik als Wettbewerbsvorteil nutzen

So groß die regulatorischen Herausforderungen auch erscheinen mögen – die Verordnung eröffnet KMUs auch neue Wachstumschancen:

  • Vertrauensaufbau bei Kund:innen und Geschäftspartnern durch nachweislich faire und sichere KI-Anwendungen
  • Erleichterter Zugang zum EU-Binnenmarkt, da der AI Act einen einheitlichen Rahmen schafft
  • Innovationsförderung durch gezielte EU-Programme und Fördermittel für KI-Compliance
  • Positionierung als Vorreiter, gerade im Mittelstand, wo der KI-Einsatz noch in den Anfängen steckt

Unternehmen, die den Wandel proaktiv gestalten, können sich vom Wettbewerb abheben – insbesondere in Märkten, in denen Vertrauen, Ethik und Transparenz zunehmend über den Erfolg entscheiden.

Fazit: Handlungsbedarf erkennen und jetzt aktiv werden

Die EU-Verordnung zur Künstlichen Intelligenz markiert einen Wendepunkt im digitalen Rechtsrahmen Europas. Für KMUs bedeutet sie mehr als nur juristische Auflagen – sie ist ein Appell zur strategischen Zukunftsorientierung. Wer jetzt in KI-Kompetenz, Prozessintegration und partnerschaftliche Beratung investiert, kann regulatorische Pflichten nicht nur erfüllen, sondern sie auch in konkrete Wettbewerbsvorteile ummünzen.

Je früher Unternehmen sich mit der KI-Verordnung beschäftigen, desto besser lassen sich Risiken minimieren und Chancen nutzen. Denn klar ist: KI wird zum festen Bestandteil unternehmerischen Handelns – und der AI Act zu seinem verbindlichen Rahmen.

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