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Lagerkosten berechnen – so geht’s!

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Was sind Lagerkosten und warum sind sie so entscheidend?

Lagerkosten zählen zu den sogenannten indirekten Gemeinkosten und spielen in der betrieblichen Kostenrechnung eine wichtige Rolle – insbesondere in Industrie, Handel und Logistik. Sie entstehen durch die Lagerung von Waren, Rohstoffen, Halbzeugen oder Fertigprodukten und beeinflussen direkt die Wirtschaftlichkeit von Unternehmen. Wer die Lagerkosten nicht im Blick hat, riskiert unnötige Ausgaben und Wettbewerbsnachteile.

Doch was genau zählt eigentlich zu den Lagerkosten? Grundsätzlich setzen sie sich aus mehreren Komponenten zusammen:

  • Kapitalbindungskosten: Das gebundene Kapital in gelagerten Waren verursacht Zinskosten.
  • Raumkosten: Miete, Abschreibung, Wartung und Energieverbrauch von Lagerflächen.
  • Personalkosten: Löhne und Gehälter für das Lagerpersonal.
  • Verwaltungskosten: Planung, Organisation, IT-Systeme zur Lagersteuerung.
  • Risiko- und Wertverlustkosten: Schwund, Diebstahl, Verderb, technologische Überalterung.

Die Kenntnis dieser Bestandteile ist essenziell, um den „echten“ Lagerkostensatz zu berechnen. Denn wer etwa nur den Mietpreis oder den Stromverbrauch berücksichtigt, unterschätzt den tatsächlichen Kostenblock oft erheblich. Das Ziel der Berechnung ist, Transparenz zu schaffen und Optimierungspotenzial zu erkennen – etwa bei Bestellmengen, Lagerumschlag oder Lagerorganisation.

Ein gutes Beispiel: Zwei Unternehmen lagern dieselbe Menge an Ware, aber Unternehmen A hat moderne Hochregale, automatisierte Prozesse und kurze Umschlagzeiten. Unternehmen B hingegen nutzt veraltete Systeme, braucht mehr Personal und hat einen doppelt so hohen Warenbestand. Die Lagerkosten bei Unternehmen B werden daher deutlich höher ausfallen – und das beeinflusst direkt die Marge.

Die Lagerkostenberechnung ist also nicht nur eine buchhalterische Pflichtübung, sondern ein strategischer Hebel für Effizienz und Gewinnsteigerung.

Die Formel zur Berechnung der Lagerkosten: einfach erklärt

Um Lagerkosten systematisch zu berechnen, kommt in der Praxis häufig eine vereinfachte Formel zum Einsatz, die sich an Durchschnittswerten orientiert. Diese lautet:

Lagerkosten = durchschnittlicher Lagerbestand × Lagerkostensatz

1. Durchschnittlicher Lagerbestand

Der durchschnittliche Lagerbestand lässt sich wie folgt berechnen:

(Anfangsbestand + Endbestand) ÷ 2

Oder bei stark schwankenden Beständen auch:

(Summe aller Monatsbestände) ÷ 12

Der Lagerbestand wird dabei in Euro angegeben und umfasst alle gelagerten Güter zu Einstandspreisen.

2. Lagerkostensatz

Der Lagerkostensatz ist der prozentuale Anteil der Lagerkosten am durchschnittlichen Lagerwert. Er schwankt je nach Branche, Lagerform und Organisationsgrad stark – üblich sind Werte zwischen 15 % und 35 %. Er setzt sich aus verschiedenen Teilkosten zusammen:

  • Raumkosten (z. B. 8 %)
  • Personalkosten (z. B. 10 %)
  • Kapitalbindungskosten (z. B. 5 %)
  • Risiko- und Wertminderungskosten (z. B. 7 %)
  • Verwaltungskosten (z. B. 3 %)

Beispielrechnung:

Ein Handelsunternehmen hat einen durchschnittlichen Lagerbestand von 200.000 €. Der ermittelte Lagerkostensatz beträgt 22 %.

Lagerkosten = 200.000 € × 0,22 = 44.000 € pro Jahr

Je nach Detailtiefe kann die Berechnung um weitere Faktoren erweitert werden – z. B. spezifische Produktgruppen, Lagerzonen oder saisonale Einflüsse.

Ein häufiger Fehler ist, bei der Berechnung nur die reinen Mieten oder Energiekosten zu berücksichtigen. Die eigentliche Belastung ergibt sich jedoch aus der Summe aller Kostenarten – einschließlich der Opportunitätskosten, also den entgangenen Zinsen, wenn Kapital im Lager statt in Investitionen gebunden ist.

Für Unternehmen mit hoher Lagerreichweite oder geringer Umschlagshäufigkeit können diese Kosten schnell zur Belastung werden – daher lohnt sich eine regelmäßige Analyse und Optimierung der Lagerkosten.

Strategien zur Senkung der Lagerkosten

Sobald Unternehmen ihre Lagerkosten korrekt berechnet haben, stellt sich die Frage: Wie lassen sich diese senken? Die Antwort darauf ist vielschichtig, denn Lagerkosten entstehen an vielen Stellen – aber ebenso viele Stellschrauben stehen für Einsparungen zur Verfügung.

1. Lagerumschlagshäufigkeit erhöhen

Ein zentraler Hebel ist die Lagerumschlagshäufigkeit. Je häufiger der Bestand im Jahr komplett „durchläuft“, desto geringer ist die Kapitalbindung. Wer es schafft, Lagerbestände gezielter und häufiger zu drehen, verringert die durchschnittliche Lagerdauer – und damit die Lagerkosten.

Beispiel: Statt einmal im Quartal große Mengen zu bestellen, kann es günstiger sein, monatlich kleinere Mengen zu ordern – sofern dies mit geringen Bestellkosten und stabilen Lieferzeiten vereinbar ist.

2. Bestandsmanagement optimieren

Ein intelligentes Bestandsmanagement reduziert Überbestände, vermeidet Fehlmengen und verbessert die Verfügbarkeit. Werkzeuge wie ABC-Analysen, Just-in-Time-Belieferung oder die Einführung digitaler Lagerverwaltungssysteme (z. B. Warehouse Management Systeme – WMS) helfen, Bestände zu reduzieren und dennoch lieferfähig zu bleiben.

Typische Maßnahmen:

  • Einführung automatischer Meldebestände
  • Einsatz von Bedarfsprognosen (Forecasting)
  • Reduzierung von Sicherheitsbeständen durch verbesserte Lieferkettenkommunikation

3. Lagerlayout und Prozesse verbessern

Effizienzsteigerung im Lager selbst kann erhebliche Kostensenkungen bewirken. Dazu gehören Maßnahmen wie:

  • Optimierung der Wegezeiten durch kluge Regalplatzierung
  • Automatisierung von Kommissionierprozessen (z. B. mit Pick-by-Light oder RFID)
  • Bessere Auslastung der Lagerfläche durch vertikale Lagertechnik

4. Outsourcing prüfen

In bestimmten Fällen kann es sinnvoll sein, das Lager extern betreiben zu lassen – insbesondere bei saisonalen Schwankungen, begrenztem Platz oder fehlender IT-Infrastruktur. Externe Logistikdienstleister bieten skalierbare Lösungen, die unter dem Strich oft günstiger sind als Eigenbetrieb – vorausgesetzt, das Dienstleistermanagement ist professionell aufgestellt.

5. Digitalisierung und ERP-Einbindung

Moderne ERP-Systeme wie Syvera, Workstool oder SAP Business One bieten integrierte Lager- und Bestandsmodule, mit denen Lagerbewegungen transparent, automatisiert und in Echtzeit abgebildet werden. Damit lassen sich Lagerkennzahlen auswerten und frühzeitig auf Fehlentwicklungen reagieren – sei es zu hohe Bestände, veraltete Artikel oder Engpässe.

Fazit: Lagerkosten kennen, steuern und senken

Die Berechnung der Lagerkosten ist keine theoretische Pflichtübung – sie ist ein praxisrelevanter Faktor für jeden wirtschaftlich arbeitenden Betrieb. Wer seine Lagerkosten nicht kennt, kann sie auch nicht gezielt steuern. Eine fundierte Kalkulation schafft Transparenz, legt Einsparpotenziale offen und fördert den Aufbau effizienter Lagerprozesse.

Gleichzeitig zeigt sich: Es gibt keine Pauschallösung. Die optimale Lagerstrategie hängt von zahlreichen Faktoren ab – etwa Produktsortiment, Kundenerwartungen, Lieferantenstruktur und Digitalisierungsgrad. Umso wichtiger ist es, Lagerkosten regelmäßig zu analysieren, in Zusammenhang mit Umschlagskennzahlen zu betrachten und bei Bedarf gezielt gegenzusteuern.

In Zeiten hoher Zinsen, steigender Betriebskosten und globaler Lieferkettenunsicherheiten ist das Verständnis über die eigenen Lagerkosten ein echter Wettbewerbsvorteil – sowohl für kleine als auch große Unternehmen.

Tipp: Wer seine Lagerkosten mit digitalen Tools analysieren und verwalten möchte, sollte ein ERP-System mit integriertem Lager- und Controlling-Modul einsetzen. So können Unternehmen nicht nur die Lagerkosten senken, sondern auch gezielter investieren und ihre Lieferfähigkeit dauerhaft sichern.

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